„Jeder Fall ist einzigartig, dennoch handelt es sich nicht um Einzelfälle.“ Gewalt gegen Frauen sollte nicht als „Familiendrama“ oder „Ehrenmord“ bezeichnet werden, sondern als das, was es ist: In vielen Fällen ein Mordversuch. Ein neuer Leitfaden hilft bei der Berichterstattung.

In Deutschland tötet durchschnittlich alle drei Tage ein Mann seine (Ex-)Partnerin. Damit ist Gewalt gegen Frauen ein flächendeckendes Thema – und zwar häufig nicht zufällig, sondern Frauen sind in Gefahr, weil sie Frauen sind. Weil manche Männer glauben, dass sie eine Art Recht haben, diese Gewalt auszuüben. In diesen Fällen sprechen Fachleute vom „Femizid“.

Ein neuer Leitfaden (Link unten), zusammengestellt von den Investigativjournalistinnen Margherita Bettoni, Karen Naundorf, Sonja Peteranderl sowie von Henriette W., Überlebende eines Femizidversuchs; mit Unterstützung von Asha Hedayati (Anwältin), Sylke Gruhnwald (Investigativjournalistin, Initiatorin Stop Femizid), Gabriela Keller (Investigativreporterin Correctiv), Inga Pöting (Ein Team gegen digitale Gewalt), Gilda Sahebi (Journalistin) und Nathalie Brunneke (Frauenhauskoordinierung).

Die Fachzeitschrift „Der journalist“ (in dessen Redaktion bestimmt schon lange darüber nachgedacht wird, wann es ein guter Zeitpunkt wäre, den Namen zu gendern ;-)) hat den Leitfaden auf ihrer Webseite veröffentlicht. Ich unterschreibe jede Zeile dieses Leitfadens und unterrichte in diesem Sinne seit vielen Jahren in meinen Vorträgen und Workshops zu traumasensibler Gewaltberichterstattung.

Den  Artikel mit dem Leitfaden gibt es hier:

Kein Familiendrama: Berichterstattung über Femizide und der Umgang mit Überlebenden und Angehörigen

Leseempfehlung, auch für Nicht-Journalist*innen!

Denn wer die Fehler kennt, kann sie auch beim Lesen, Hören oder Sehen von Berichten über Femizide besser wahrnehmen und vielleicht mal einen Leser*innenbrief schreiben, damit sich Berichterstattung nachhaltig verändert. Gerne mit Verweis auf diesen Leitfaden – er gehört unterstützt und verbreitet!