Bei einer Fachtagung zum Thema „Rassismus“ habe auch ich als Moderatorin viele Gedanken mit nach Hause genommen. Veranstalterin war die Integrationsagentur des DRK, Kreisverband Witten.

Es ist gar nicht so selten, dass Menschen aus der rechten Szene aussteigen wollen. Bei der Veranstaltung erklärten z.B. Stefan Woßmann vom Respekt-Büro in Dortmund und Silvia Eilhardt von der Aussteigerberatung der Stadt Witten, dass rassistische Gruppierungen in innere und äußere Kreise aufgegliedert sind. Und auch von den so genannten „Kadern“, dem innersten Kreis, gibt es immer wieder Menschen, die irgendwann entscheiden, dass sie einen anderen Weg einschlagen wollen. Mit Konsequenz, klaren Grenzen und dennoch Gesprächsbereitschaft lassen sie sich von Ausstiegsbegleitern in ein anderes Leben begleiten.

Problem dabei ist aber die Integration: Wo finden ehemals rechte Kader Arbeitsplätze oder Nachbarschaften, die ihnen vorurteilsfrei begegnen und keine Verbindungen in das alte Umfeld haben? Was können wir ihnen anbieten als neuen Sinn im Leben, wenn sie vorher politisch aktiv z.B. aus Rekrutierer oder Ausbilder für die rechte Seite aktiv waren? Ein unpolitisches Leben erscheint ihnen häufig schal und langweilig, aber was ist die Alternative? Welche neuen Gruppierungen wären bereit, sich auf die Auseinandersetzung dauerhaft einzulassen, um einer/einem Aussteiger.in sozial und ideologisch ein neues Zuhause zu bieten? Die Schilderungen und Fragen zu diesem Thema haben mich – wie vieles andere auch – an dieser Tagung sehr beeindruckt.

Vielen Dank an den Leiter der DRK-Integrationsagentur, Sebastian Schopp. Auf vielfachen Wunsch plant er eine Nachfolgeveranstaltung für Herbst 2016.