„Sexualisierte“ Gewalt ist ein Begriff, der die Überzeugung ausdrückt, dass es bei sexuellen Übergriffen nicht um Sex oder Sexualität geht. Es geht um Macht. Es geht darum, einen Menschen zu erniedrigen, „ihm zu zeigen, wo es lang geht“, die eigene Machtposition zu festigen, eine Sieger-Mentalität auszudrücken, sich zu rächen – die Motive sind vielfältig. Aber ich glaube nicht daran, dass „sexuelles Interesse“ oder ein „Sexualtrieb“ die Ursache von Vergewaltigungen oder sexualisierter Belästigung sind. Sondern es geht um Gewalt, die in sexualisierter Form ausgeübt wird und für die betroffenen Opfer besonders erniedrigend ist, anders als z.B. eine Ohrfeige es jemals sein kann.
In der Berichterstattung ist sexualisierte Gewalt besonders sensibel, weil unsere Medien, unsere Sprache und unsere Werbung bereits extrem sexualisiert sind und die Grenzen zu einem gewaltsamen Übergriff häufig schwer zu ziehen sind. Auch die Sprache der Medien, auch symbolhafte Bilder können Klischees festigen oder von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen erneut erniedrigen und entblößen.
Gleichzeitig müssen wir drüber reden, damit sexualisierte Gewalt keine Tabu-Zone bleibt und öffentlich geächtet werden kann.
Zu diesem Thema recherchiere und veröffentliche ich seit mehreren Jahren, moderiere Veranstaltungen und entwickle Materialien.