Gemeinsam mit Michaela Huber, Thorsten Becker und Katja Paternoga habe ich bei der DGTD-Tagung 2017 einen Workshop zu Ritueller Gewalt angeboten und vom Infoportal Rituelle Gewalt erzählt. Daraus ist ein Buchartikel geworden, der jetzt erschienen ist.

Dort erzähle ich, wie es zum Infoportal Rituelle Gewalt gekommen ist, was das Konzept dieser Online-Datenbank ist und wie man unsere Arbeit unterstützen kann.

Das Buch können Sie hier bestellen.

Sehr spannend finde ich aber auch den Beitrag von Thorsten Becker zu diesem Tagungsband (Seite 107-110). Dort zieht er den Bogen vom Tagungsmotto „Integration des Fremden“ über den Streit um die Diagnose „Dissoziative Identitätsstörung / Multiple Persönlichkeit“ bis hin zur mangelnden Akzeptanz der Fakten zu Ritueller Gewalt in der Gesellschaft. Strukturell gesehen, so sagt er, gibt es starke Parallelen zwischen islamistischem Terror á la IS oder Boko Haram und Ritueller Gewalt in Sekten, z.B. in Deutschland. Zitat:

Wir sind aufgerufen, Rituelle Gewalt nicht als singuläres Gewaltphänomen zu begreifen. Rituelle Gewalt stellt eine ideologisch motivierte Straftat dar und steht somit auf gleicher Stufe wie religiöser Terrorismus im Sinne eines Jihad.“ (Thorsten Becker, 2018)

Beispiele „ferngesteuerter“ Terroristen, deren Beschreibung sehr an das erinnert, was traumatisierte Menschen aus Ritueller Gewalt berichten, führt er im Artikel auf.

Und weiter schreibt er:

Aspekte transgenerationaler Traumatisierung werden noch in der Wirung auf das Individuum betrachtet. Es fehlt jedoch der Blick auf die Wirkweise der Institutionen, Organisationen oder gar ganze Disziplinen und deren Folgereaktionen.“ (Thorsten Becker, 2018)

Das kann ich aufgrund meiner Recherchen nur unterschreiben. Die ständige Frage nach belegten Fällen und verurteilten Tätern, auf die ich mit dem Infoportal Rituelle Gewalt Antworten gebe, kann den Blick verstellen auf die dahinter liegenden Strukturen: In vielen geschlossenen Systemen mit stark hierarchischer Struktur entwickeln sich früher oder später auch Formen sexualisierter und körperlicher Gewalt. Ob das jeweilige System (satanische) Sekte, Islamischer Staat, Bundeswehr, US Army, Odenwaldschule, Internat, Kinderheim, Familie oder Kirchengemeinde heißt, ist dabei relativ egal.

Hoffnung macht das „noch“ in Thorsten Beckers Satz – es bewegt sich was. Die Erkenntnisse und Forschungsergebnisse sickern ins (auch kollektive) Bewußtsein. Gaaaanz langsam.

Literaturangabe:

Michaela Huber, Elisabeth Kernen, Thorsten Becker, „Integration des Fremden?! Trauma, Dissoziation und Migration“, Junfermann-Verlag Paderborn, 2018

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