Die Schweizer Journalistenschule maz in Luzern hat 2015, nach einem Jahr, das nicht nur den Anschlag auf Charlie Hebdo, sondern auch Prügelstrafen für Blogger und andere Angriffe auf die Pressefreiheit verzeichnete, eine besondere Weihnachtskarte verschickt: Mit einem eingemauerten Baum. Und einem eindringlichen Text für 2016.

Pflastersteine rücken ihm auf den Stamm, und Äste hat man ihm gekappt. Wie viele Hunde schon das Bein an ihm gehoben haben – man will es sich nicht vorstellen. Kläglich, was von einem Baum geblieben ist. Und dennoch: Er wird sich behaupten. Solange Wasser durch die Ritzen sickert, wird seine Krone im Frühjahr Blätter tragen. Seine Wurzeln werden sich einen Weg bahnen; er wird die Steine schieben, wenn es ihm zu eng wird.
Den Medien ergeht es derzeit ähnlich. Ein gestutzter Journalismus: der wäre manchen wohl recht – genormte Pflastersteine sind berechenbarer als Grünwuchs. Doch Journalistinnen und Journalisten werden sich von solchen Widrigkeiten nicht aufhalten lassen. Sie werden mit Ideen und Kreativität dagegenhalten. Gerade in Zeiten, in denen das Denken in Würfelmustern um sich greift und die Welt in ihrer Komplexität am liebsten in ein überschaubares Raster gepresst würde.
Mit Kreativität allein ist es jedoch nicht mehr getan. Behaupten wir uns. Kämpfen wir für den Platz und die Anerkennung, die einem guten Journalismus und den Medienschaffenden zustehen müssen.
Wir wünschen für 2016 alles Gute.

Bei der Gelegenheit: Mein nächstes Seminar zu Traumajournalismus am maz ist im November 2015.