Das Netzwerk Recherche hat am 6.11.14 in Berlin eine Tagung zum NonProfitJournalismus veranstaltet. Link zum Programm
Mit diesem Tag hat das Netzwerk Recherche auch eine Initiative gestartet, Journalismus als gemeinnützig anerkennen zu lassen. Den Wortlaut und eine Unterzeichnungsmöglichkeit gibt es hier.
Meine persönliche Bilanz des Tages:
1. Aussage auf der Tagung: Journalismus ist eine gemeinnützige Dienstleistung für die Gesellschaft -> Mein Kommentar: Unbedingt!! Politisch eine ganz wichtige Initiative. Ob die Gemeinnützigkeit und damit verbundene Spendenabzugsfähigkeit allerdings nennenswert Geld bringt, bezweifle ich…
2. Besonders innovative Projekte haben diverse Chancen auf Förderung -> Und wo bleibt dabei die journalistische / informationelle Grundversorgung, wenn nur noch Innovatives finanziert wird?? Wer fördert „Brot und Butter“, wenn Verlage und Sender entlassen, schrumpfen oder zumachen?
3. Der Eindruck der Tagung war: Das Geld liegt bei Stiftungen, Verbänden und Publikum bereit und will nur eingesammelt werden. -> Ich will aber meine kostbare Zeit nicht mit Anträgen, Abschlussberichten, Rechenspielchen, Fundraising-Filmchen oder dem Verschicken kleiner Geschenke an meine Crowdfunder verbringen, sondern journalistisch arbeiten!! Außerdem: Stiftungen fördern Dinge, die ihnen inhaltlich am Herzen liegen. Auch dabei bleibt die Grundversorgung auf der Strecke, und Journalismus wird interessengeleitet, von denen, bei denen das Geld liegt – auch wenn sie vielleicht hehre Ziele haben. (Lesenswertes Buch dazu: Holland-Letz, Matthias, „Scheinheilige Stifter“, 2015)
4. Teamarbeit von Journalisten, möglichst grenzübergreifend, hat gute Chancen auf Förderung -> Dann brauchen wir aber auch gleich das drei-, vier-, fünffache Geld. Und jeder Finanzier erwartet weitere Finanziers und Eigenanteile. Der administrative Aufwand für die Journalisten wird also entsprechend höher – und jedes Land hat dabei eigene Bedingungen? Gruselige Vorstellung! Von Gruppendynamik und kulturellem Konfliktpotenzial bei so einer Arbeit will ich dabei gar nicht erst anfangen… Alles Reibungsverluste, die Journalisten am Arbeiten hindern.
5. Meine Gesamtbilanz: Nonprofitjournalismus ist ein spannendes Modell für ganz bestimmte Projekte. Man muss nur die minikleine Nische finden, in die man mit seiner Idee hineinpasst… Pressefreiheit wünsche ich mir anders. Schade!