Ich bedanke mich bei der Gruppe der Teilnehmenden für ihre Konzentration, denn wir alle waren sehr erschrocken, als plötzlich während meines Vortrags im ersten Stock eine Flug-Drohne vor unserem Fenster schwebte.

Denn das Thema war durchaus heikel: „Wir sind viele. Opfer ritualisierter Gewalt und organisierter Pädokriminalität“ im Schloß Waldthausen in Mainz.

Eine Teilnehmerin hat die Drohne und den Herrn mit der Fernbedienung vor dem Haus fotografiert und wir haben den Sicherheitsdienst eingeschaltet. Ich selbst konnte es nicht sehen, aber einige Teilnehmer/innen berichteten, dass eine Kamera und ein kleines rotes Licht unter der Drohne gehangen haben, als hätte sie in unseren Raum hinein gefilmt. Nach einiger Recherche gehen ich aber – ähnlich wie der Sicherheitsdienst – davon aus, dass das kein gezielter Überwachungs-Angriff, sondern ein verirrter Freizeitflieger war, denn das Gebiet rund um das Schloß Waldthausen wird von der Mainzer Bevölkerung sonntags gerne zur Naherholung genutzt.

Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass solche Filmaufnahmen von außen in geschlossene Räume streng verboten sind! (Wer sich näher dafür interessiert: 2011 hat der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) für den Einsatz solcher Drohnen in Gorleben bei den Anti-Atom-Protesten in Lüchow-Dannenberg einen BigBrotheraward erhalten. Die Begründung ist lesenswert!)

Abgesehen von dieser kleinen Episode war es eine spannende interdisziplinäre Tagung, die sich vor allem dadurch auszeichnete, dass viele von Ritueller Gewalt betroffene Menschen, einige Juristen und tatsächlich auch eine nennenswerte Anzahl von Menschen mit DIS/multipler Persönlichkeit anwesend waren und miteinander ins Gespräch gekommen sind.

Dies ist heute immer noch ungewöhnlich – meist diskutieren Therapeutinnen und Therapeuten unter sich. Der Grund dafür liegt nur zum Teil daran, dass Betroffene nicht eingeladen wären, sondern häufig auch schlicht daran, dass sie nicht reisen oder sich die Tagungskosten für solche Veranstaltungen nicht leisten können.

Das Ganze war eine Veranstaltung vom Traumainstitut Mainz. Dort finden Sie auch den Tagungsbericht.

Der Ausschreibungstext meines Workshops lautete:

Workshop: Sadistische Gewalt in der Berichterstattung

„Der beste Schutz der Täter ist eine Öffentlichkeit, die nicht hinschaut“ – diese These hören wir im Umgang mit sadistischer oder ritueller Gewalt ganz häufig. Also, so der Umkehrschluss, müssen wir die Öffentlichkeit darauf hinweisen, was vor ihren Augen und trotzdem häufig unbemerkt geschieht. Dabei gibt es schon unzählige Berichte darüber. Warum haben sie nicht den gewünschten Effekt? Wie die Medien dieses Thema behandeln, wie das Wechselspiel zwischen öffentlicher Meinung und Medienberichterstattung funktioniert, welche Medienerfahrungen Therapeutinnen und Therapeuten machen und wie eine sinnvolle Berichterstattung oder Öffentlichkeitsarbeit aussehen kann, darum geht es in diesem Workshop. Claudia Fischer ist Journalistin und arbeitet seit 2001 zum Thema rituelle Gewalt und DIS.