Acht Jahre lang habe ich Radiokurse an der Uni Bielefeld gegeben. Ein Rückblick.

Die Aufbruchstimmung war unglaublich Mitte der 1990er Jahre: Studierende von Kiel bis München witterten die Möglichkeit, selbst auf Sendung zu gehen. Hochschul-Radios, Campus-Radios, Uni-Radios – die Bezeichnungen waren vielfältig, die Initiativen so unterschiedlich, wie man es sich nur denken kann.

Münster und Bielefeld bekamen eine Sendelizenz für ihren jeweiligen Uni-Campus, eine Berliner Gruppe bekam einen Sendeplatz beim Privatsender KissFM, in Bremen bot der öffentlich-rechtliche Sender Radio Bremen eine Zeitschiene für Studierende an. In Nordrhein-Westfalen nutzen viele Gruppen die Möglichkeit des Bürgerfunks, in Leipzig gab es mit Mephisto gleich ein ganzes Stadtradio für die Studentinnen und Studenten, in dem sie ihr Programm selbst gestalten konnten.

Und es traf sich, dass ich genau zu dieser Zeit meine Diplom-Arbeit anfangen und über ein Radiothema schreiben wollte. Eigentlich wäre Frauenradio mein Lieblingsthema gewesen, aber mein Professor und „Erfinder der Medienpädagogik“ Dieter Baacke hatte etwas anderes mit mir vor. „Schreib über Wissenschaftsjournalismus in Uni-Radios“, forderte er mich auf. Einerseits hing mein Herz am Frauenradio, andererseits schlägt man einem Dieter Baacke so einen Wunsch nicht ab – so sollte es also sein.

Und dann ging das Thema durch die Decke: Durch die Diplomarbeit tauchte ich in die Studi-Radio-Szene ein, war beim ersten Bundeskongress der Hochschul-Radios in Berlin dabei, half bei der Gründung des „Bundesverbands der Hochschul-Medien“ (denn inzwischen waren Studi-Fernsehsender hinzugekommen) und richtete den zweiten Bundeskongress der Hochschulradios in Bielefeld zusammen mit Hajo Faber und Katja Dammann mit aus. Die vielfältigen Kontakte habe ich dann genutzt, um den Sammelband bzw. das Standardwerk „Hochschul-Radios“ im Verlag UVK Medien herauszugeben.

In Bielefeld gab es damals eine Studi-Radio-Gruppe im Bürgerfunk, den Uni-Funk. Die Uni hielt sogar eine feste Medienpädagogen-Stelle und eigene Räumlichkeiten dafür bereit – das war mehr als viele andere Unis ihren Radiogruppen an Unterstützung mit auf den Weg gegeben haben. Und irgendwann gab es dann für den Uni-Funk eine eigene Frequenz rund um das Universitätsgebäude und das Bielefelder Stadtgebiet. Dafür benannte sich die Redaktion dann um in Hertz 87,9.

In der Redaktion des Bielefelder Uni-Radios habe ich nicht mitgearbeitet – ich habe mir mein Studium damals schon über Freie Mitarbeit im WDR finanziert und wollte ehrenamtlich nicht auch noch Radio machen. 🙂 Hin und wieder war ich als Interviewpartnerin für die Radioarbeit aber im Programm zu hören und als die eigene Lizenz für Hertz 87,9 kam, habe ich ein paar Jahre im Programmbeirat mitgearbeitet, und war somit Ansprechpartnerin für größere Konflikte innerhalb der Redaktion oder habe die Vorstellungsgespräche der neuen Hauptamtlichen mitgemacht.

Und ich hatte Lehraufträge zu verschiedenen Themen:

„Lächeln gilt nicht – Frauen- und Mädchenradio
(Seminar im Rahmen der Lehrkräfte-Ausbildung an der Uni Bielefeld – Sommersemester 1997)

„Der Uni auf der Spur – Recherchen für ein Wissenschaftsradio“
(Fakultät für Pädagogik – Wintersemester 1997/1998)

„Wir kommen im Radio – Grundkurs Radio“, „Raus mit der Sprache – Studierende machen Medien“, „Wieso, weshalb, warum? Interviewtraining“
(Wintersemester 1997/1998)

„Radio aktiv – Hörfunktraining für Wissenschaftler/innen“
(Für das Interdisziplinäre Zentrum für Hochschul-Didaktik – Sommersemester 1998)

„Hinter 1000 Beiträgen eine Welt“ (Hertz 87,9 – Sommersemester 1999)

„Reportageseminar“, „Vortrag Freier Journalismus – Tipps und Erfahrungen“ (Hertz 87,9 – Wintersemester 1999/2000)

„Anleitung zum Querdenken – Kreativität im Radio“ (Hertz 87,9 – Sommersemester 2001)

„Gebauter Beitrag“ (Hertz 87,9 – Wintersemester 2002/2003)

„Anleitung zum Querdenken“ (Hertz 87,9 – Wintersemester 2003/2004)

„Reportage-Training“ (Hertz 87,9 – Sommersemester 2004)