„Dear Claudia, congratulations. You have been selected to participate in the Dart Center’s four-day reporting institute on early childhood experience and the developing brain March 2017 at Columbia University’s Graduate School of Journalism in New York City.“

Das war mein schönstes Weihnachtsgeschenk: Eine kurze, knappe Email am 19. Dezember. New York. Ich fahre also hin.

Vier Tage schult das Dart Center für Journalismus und Trauma eine Gruppe von 35 Journalist/innen aus der ganzen Welt, und ich bin dabei. Wir werden auf den aktuellsten Stand gebracht, was die Forschung weiß über kindliche Gehirnentwicklung, Auswirkungen von Stress und Armut bei Kindern, Folgen für das weitere Leben und was das für die Weltgesellschaft bedeutet.

Als ich mich beworben habe, fürchtete ich, es ginge überwiegend um die Auswirkungen von Gewalt und Folter von Kindern, die als Soldat/innen eingesetzt werden oder unter den großen Naturkatastrophen zu leiden haben. Trotzdem habe ich mich mit meinem Interesse beworben, mehr zu lernen über das, was Kinder in den Nordhalbkugel-Wirtschaftsmacht-Gesellschaften tagtäglich erleiden: Missbrauch, Armut, Vernachlässigung, Stress, sogenannte „häusliche Gewalt“. Und offensichtlich habe ich mich damit für diesen Intensivkurs qualifiziert.

Ich werde berichten.

Aus New York und vom Institut, aber auch weiter über diese Themen. Nicht zuletzt ist dieses Stipendium eine große Motivation für mich, dranzubleiben und mich Themen zu widmen, die ich seit langem auf meinem Stapel habe, zu denen ich aber bislang noch nicht wirklich kam:

  • Die verheerenden Auswirkungen der Aussagepsychologie auf die Anerkennung von Gewaltopfern in Gerichtsprozessen (Artikel dazu siehe hier)
  • Langzeitnachfrage bei Gewaltopfern, die sich in die Öffentlichkeit gewagt haben. Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Hilft Berichterstattung bei der eigenen Aufarbeitung?
  • Gibt es gehirnphysiologische Unterschiede in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Gewalt in weiblichen oder männlichen Gehirnen? Macht es schon im Kindesalter einen Unterschied? Folgefrage: Sind die Konzepte, die die Frauenbewegung für die Betreuung von Gewaltopfern entwickelt hat, auf Männer übertragbar – was sagt die Forschung dazu?
  • Nach meinem Auftritt bei der Kindermedienkonferenz vor zwei Monaten habe ich festgestellt, dass Kindermedien (also Medien von Erwachsenen für Kinder) relativ wenig Handreichungen haben, wie sie kindgerecht über Terror, Krieg, Gewalt, insbesondere sexualisierte Gewalt, berichten sollen. Da würde ich gerne etwas entwickeln.